Happy Birthday! – 40 Jahre SATEC®
Dinge besser zu machen – das ist wohl immer der Antrieb dafür, etwas Neues zu entwickeln. Ein neues Produkt, ein neues Verfahren, und oft damit einhergehend eine neue Firma. So vordergründig einfach ist es auch mit der SATEC gewesen: da sollte Anfang der 80er Jahre in einer Saatzuchtfirma Raps mit einem pulverförmigen Insektizid gebeizt werden, was unzumutbare Arbeitsbedingungen für das Personal bedeutete. Alternativen zu dem Produkt gab es nicht. Aber wo ein Problem ist, gibt es meistens auch eine Lösung und die wurde im Hobbykeller gefunden: das Ankleben eines Pulvers mit einem Haftmittel und einer Farbe am Samenkorn.
Zum Jahreswechsel 1981/82 wurde die SATEC® Handelsgesellschaft gegründet, schon damals unter der Leitung von Jens Hackländer. Und so begann unser Weg mit der Entwicklung und Vermarktung von biobasierten Klebstoffen, um eine weitgehende Staubfreiheit des gebeizten Saatguts zu erzielen. Allerdings war die damals vorhandene Beiztechnik nicht geeignet, so potente Klebstoffe zu verarbeiten. Unser damaliger Mitgesellschafter Kurt Hintze modifizierte seine legendären Beizmaschinen (siehe Abbildung) entsprechend den neuen Anforderungen. So fanden Klebstoffe und Maschine ihren Weg in die Getreide, Raps und Maisbeizung.
Beizmittel waren damals pulverförmig, aber wir haben sie einfach mit unserem Kleber „verflüssigt“.
Von dem englischen Chemiekonzern ICI erhielten wir die Genehmigung, die Mischkammern der ROTOSTAT-Beizmaschinen für die Entwicklung einer eigenen Beizmaschine zu nutzen. Es entstanden mit eigener Software ausgestattet die SATEC CONCEPT® Chargenbeizgeräte, alle basierend auf dem Rotor-Stator-Prinzip. Wir sind dabei der Funktionsweise des ROTOSTAT treu geblieben: genaue Wäge- und Meßtechnik, sowie überragende Einzelkornverteilung des Beizmittels. Daraus ist über die Jahre ein komplettes Maschinenprogramm entstanden: Labor-, Technikums- und Produktionsanlagen in unterschiedlichen Automatisierungsstufen. Seit 10 Jahren erhält man bei uns den wohl kleinsten Chargenbeizer (Chargen von wenigen Gramm, z.B. 20 Gerstenkörnern) der Welt mit exakter Pump- und Dosiertechnik, ideal für das Arbeiten in den Saatzucht- oder Versuchsstationen.
Mit den verschiedenen Fähigkeiten zu beizen, zu inkrustieren und zu pillieren hat unsere Technik mittlerweile Eingang in die verschiedensten Branchen gefunden und nicht immer wissen wir, wofür sie letztendlich genutzt wird. Aber wir können heute behaupten, die wohl kleinsten und ebenso die leistungsfähigsten Aggregate zu bauen. Komplette Anlagen umfassen die Zu- und Abförderung der Komponenten, sowie die Trocknung der beschichteten oder pillierten Güter.
Parallel zu der Entwicklung der Maschinen streckte man in den 80ern gleich auch die Fühler nach eigenen und besseren Pflanzenschutzmitteln für die Raps- und Mais-Beizung aus. Es konnten die technischen Wirkstoffe Thiram (Fungizid gegen Auflaufkrankheiten) und Carbosulfan (Insektizid gegen Fritfliege, Drahtwurm, Rapserdfloh) ins Portfolio aufgenommen und die Zulassungen für die Mittel TMTD 98% SATEC® und COMBICOAT CBS® sowohl in Deutschland, aber später dann auch in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Österreich erwirkt werden. Diese beiden Mittel hatten zeitweise einen Marktanteil im Raps und Mais von weit mehr als 50%. Sie überzeugten durch ihre hohe Effektivität und in Kombination mit unseren Additiven boten sie eine qualitativ sehr hochwertige und staubfreie Inkrustierung, die Züchter, Händler und Landwirte zu schätzen wussten. In der Spitzenzeit hielten wir für unser TMTD 98% SATEC® übrigens Zulassungen in ca. 80 Kulturen.
Von BASF erhielten wir einige Jahre danach den Vertrieb für das Fungizid DMM, eine ideale Ergänzung zu unserem Thiram-haltigen Produkt.
Mit dem Bienensterben im Rheingraben 2008 änderte sich schlagartig ganz viel für den Bereich Pflanzenschutz, im speziellen für den Bereich Saatgutbeizung. D.h. für andere Firmen änderte sich viel, für uns erst einmal nicht, denn das, was nun plötzlich gefordert wurde, boten wir schon seit Firmengründung an: eine Inkrustierung, in der Wirkstoffe eingebettet abriebfest am Samenkorn haften und die somit keinen Staub bildet, der in die Umwelt gelangen kann.
Das damals einzige Verfahren zur Messung der Beizstäube, der sogenannte Heubach-Test, überzeugte uns in Bezug auf seine Praxistauglichkeit nicht. Wir starteten eine eigene Entwicklung, aus der der SATEC® Dust Monitor hervorging.
Arbeits- und Umweltschutz haben in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung erlangt. Es gibt sicherlich eine Reihe von Methoden, um im Nachhinein stichprobenweise zu prüfen, ob die Staubfreiheit von gebeiztem Saatgut oder von anderen Arten an Schüttgütern den Vorgaben entspricht. Mit unserem SATEC® Dust Monitor ist eine solche Prüfung jedoch während der Produktion möglich. Automatische Probennahme und photometrische Analyse der im Gegenstromverfahren gewonnenen Messvolumina erlauben einen direkten Eingriff in den Produktionsprozess. Selbstverständlich ist die Speicherung der Daten zum Nachweis der Einhaltung der Vorgaben gewährleistet.
Eingesetzt wird unser System auch zur Qualitätskontrolle der Rohware, im Online- wie auch im Offlinebetrieb. Je nach Modell werden die Messdaten unterteilt in verschiedene Größenfraktionen dargestellt. Unser Basismodell ist zur Messung von Stäuben vom Julius-Kühn-Institut anerkannt (Prüf-Nr. G1913). Pünktlich zum Jubiläum gibt es eine Weiterentwicklung mit neuer Messtechnik, den SATEC Dust Monitor 2.0
Trotzdem: nach dieser Zäsur 2008 und im Zuge der veränderten gesellschaftlichen Ansprüche an die Erzeugung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Produkte wurde und wird es national, aber vor allem auch EU-weit immer schwieriger, bisherige Zulassungen von Beizmitteln zu verlängern oder sogar neue Wirkstoffe und Mittel zugelassen zu bekommen. Dies traf auch uns in voller Härte: als erstes verloren wir das Insektizid Carbosulfan. Auch die Mitbewerber-Wirkstoffe, die in Beizmitteln für Raps und Mais Anwendung fanden, verloren die Zulassungen. Die Folge beim Raps: Erdfloh und Kohlfliege sind mittlerweile wieder echte Probleme geworden und begrenzen vielerorts den Anbau der Kultur. Aber auch speziell bei unserem breit wirksamen und in vielen Gartenbau-Kulturen zugelassenen Fungizid TMTD 98% SATEC zeigt sich seit Auslauf der Zulassung Ende 2018, dass sich für die Bekämpfung der Auflaufkrankheiten in vielen Kleinkulturen nun Lücken auftun, die für die Produzenten von Gemüsejungpflanzen und Kräutern echte wirtschaftliche Probleme darstellen. Auch ist mit dem Verlust des Wirkstoffs Thiram ein wichtiges Repellent wegefallen, um Saatgut vor Vögeln und Kleinsäugern zu schützen, andererseits aber diese vor schädigenden Beizmittel zu schützen. Durch den Wegfall von Mesurol und zuvor Antraquinon gibt es nicht nur in Deutschland kein Repellent mehr.
Was tun? Auf zu neuen Ufern! Schon immer haben wir links und rechts die Augen aufgehalten nach Alternativen zu unseren Produkten. Seit Ende der 90er Jahre beschäftigen wir uns mit der Inokulation von Saatgut mit Bakterien und Pilzen. Auch das Anbeizen von Nährstoffen spielte seitdem immer wieder eine Rolle. Inzwischen haben wir aus dem reichhaltigen, weltweiten Angebot diverser „Wundermittel“ eine Produktpalette zusammengestellt, die uns in mehrjährigen Versuchen und in verschiedenen Kulturen sowohl im Ackerbau, als auch im Gemüsebau immer wieder überzeugt hat. Wir arbeiten mit verlässlichen Partnern zusammen, die uns beliefern und ihr Know-how mit uns teilen. So bieten wir eine Düngerlösung an, COMBICOAT® fit, und verschiedene Formulierungen mit Bakterien und Mycorrhiza, unsere COMBICOAT® Bac- bzw Myc-Reihe. Sie dienen alle der besseren Etablierung der jungen Pflanzen, besonders bei ungünstigen Wachstumsbedingungen/abiotischem Streß. Außerdem haben wir einen Kleber für Inokulum-Material, den SATEC Sticker RHI, sowie Kleber und Pulver zum Pillieren von Saatgut aller Arten, SATEC Sticker WWL und diverse SATEC Pilliermassen.
Noch aber haben wir bzw. der Wirkstoffhersteller den Kampf um Thiram respektive unser Mittel TMTD 98% SATEC nicht aufgegeben. Denn nicht nur wir sind der Überzeugung, dass der Einsatz als Beizmittel in vielen Kulturen unter Berücksichtigung von Arten und Umweltschutz vertretbar ist.
Auch wenn es manchmal einem Kampf gegen Windmühlenflügel gleicht, werden wir unseren Beitrag für die Zukunft der Beizung erbringen. Wir hoffen immer noch, dass alle Beteiligten (Industrie, Behörden, Anwender) ebenfalls das Ihrige dazu beitragen, damit wir eines Tages wieder auf der Homepage des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelssicherheit) lesen können: „Die Beizung von Saatgut ist die umweltfreundlichste Pflanzenschutzmaßnahme.“
Zum Abschluss noch kurz ein paar Worte zur Struktur unseres Unternehmens.
Die SATEC® Handelsgesellschaft hat über die Jahre ihre Standorte gewechselt: von der Billstraße in Hamburg ging es nach Elmshorn in die Max-Planck-Straße und von dort 1993 an die heutige Adresse in der Robert-Bosch-Straße. Dort kam 1997 eine Halle dazu, in der Werkstatt, Lager und Anwendungstechnikum endlich unter einem Dach ihren Platz fanden.
Vor 5 Jahren gründete man die SATEC Equipment GmbH, als Tochter der SATEC® Handelsges.mbH, am gleichen Standort und lagerte darin den Bereich Beizmaschinen und technische Ausstattung aus.
Die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stieg über die 40 Jahre kontinuierlich von anfangs 4-5 Personen an und lag zu Spitzenzeiten bei 21-23 Personen. Derzeit sind in beiden Firmen insgesamt 11 Vollzeit- und 6 Teilzeitkräfte beschäftigt. Geschäftsführender Gesellschafter ist Jens Hackländer. Er wird in der Geschäftsleitung von seiner Ehefrau Susanne Hackländer, Prokuristin und zuständig für Entwicklung im Bereich Beizmittel und Additive und Marketing, sowie Carsten Zieske, Prokurist und technischer Leiter der SATEC Equipment GmbH unterstützt. Nicht zu vergessen Claudia Pallesen, die seit nunmehr 32 Jahren Sekretariat/ Administration betreut.
40 Jahre – eine lange Zeit, in der wir uns in einer Nischenbranche mal mehr, mal weniger erfolgreich auf ihren Wellen mitbewegt haben. Wir haben viele Firmennamen und Produkte kommen und gehen sehen, ebenso die dazugehörigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Da sind wir doch stolz darauf, als relativ kleiner Mitspieler immer noch präsent zu sein und gewisse Meilensteine im Bereich der Saatgutbehandlung und der Beiz- und Pilliertechnik gesetzt zu haben. In unserer überschaubaren Unternehmensgröße steckt unsere Stärke: neue Ideen werden schnell aufgegriffen, Kundenwünsche kurzfristig umgesetzt. Dabei befruchten sich unsere technische und „chemische“ Abteilung gegenseitig – es sind eben 2 Bereiche unter einem Dach. Und das mit beiderseits langjährig erfahrenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Deshalb schauen wir optimistisch ins nächste Jahrzehnt. Saatgut wird es immer geben und der Wunsch nach dessen Schutz oder Säefähigkeit ebenso.
Jens und Susanne Hackländer
Elmshorn, im Februar 2021